WUNSIEDEL Friedhof
Wunsiedels besondere Bildhauerkunst
Das 17. Jahrhundert war eine Blütezeit der Bildhauerkunst in Wunsiedel. Von 1604 bis 1690 hatte die Stadt sogar ihre „eigenen“, das heißt, in Wunsiedel ansässigen „Kunstbildhauer“. Diese schufen mit ihren Gesellen Steindenkmäler und Epitaphe nicht nur für Wunsiedel, sondern auch für die nähere Umgebung. Die meisten der kunstvollen Epitaphe („Leichensteine“) aus Wunsiedler Marmor stammen aus dieser Zeit (siehe Grafik rechts).
Vor dem 17. Jahrhundert kamen größere künstlerische Arbeiten ausschließlich von außerhalb nach Wunsiedel. Ab 1604 gibt es dann eine Reihe an Bildhauern, die in Wunsiedel ansässig wurden und für eine Reihe von Jahren die führenden Meister ihres Faches in der Stadt waren. Aus den in den Archiven der Stadt Wunsiedel erhaltenen Unterlagen, wie Rechnungen, Steuerbescheide und Ratsprotokolle lassen sich viele kulturgeschichtlich interessante Einblicke in das Leben und Wirken der damaligen Künstler gewinnen (ausführliche Infos dazu in Kürze).
So wurden die zugezogenen Kunsthandwerker von den Wunsiedler Bürgern nur widerwillig geduldet. Im Gegensatz zu den anderen in Wunsiedel Gewerbetreibenden beriefen sich die
Bildhauer auf ihre Ungebundenheit von einer Zunft und besonders auf die "Artes liberales", die Freiheit der Künste. Diese sicherte ihnen im Heiligen Römischen Reich Steuerfreiheit und den Wegfall mehrerer Bürgerpflichten zu. Wiederholt kam es insbesondere in Steuerangelegenheiten zu Auseinandersetzungen zwischen dem Rat der Stadt und den Bildhauern. Die Bildhauer wurden von den Wunsiedlern auch deshalb wenig geachtet, da sie weder Haus noch Landwirtschaft besaßen und in Notzeiten rasch am Hungertuch nagten.
Die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und seine Folgejahre setzten den Kunsthandwerkern besonders zu, so dass viele ihr Handwerk aufgaben. Trotzdem stammen aus dieser Zeit einige der bedeutendsten Epitaphe, v.a. aus der Werkstatt von Stephan Reutter.
Die Bildhauerarbeiten des 17. Jahrhunderts sind nahezu gänzlich aus dem Wunsiedler Marmor geschaffen. Die Nähe zu diesem Material war Anreiz für die Bildhauer, in Wunsiedel ansässig zu werden. Die schwierige wirtschaftliche Lage nach dem Dreißigjährigen Krieg und die Konzentration des Kunsthandwerkes auf die Residenzorte der Landesherren führten dazu, dass sich nach 1690 für lange Zeit kein Bildhauer mehr in Wunsiedel niederließ. Hinzu kam 1732 das von Markgraf Georg Friedrich erlassene Monopol zur Verarbeitung von Marmoren und Kalksteinen ausschließlich in der „Bayreuther Marmorfabrik“ im Zuchthaus St. Georgen.
Liste Wunsiedler Bildhauer im 17. Jh. (in Klammern deren Wirkungszeit in Wunsiedel):
WOLF HEMPF (1604 – 1611)
GEORG GROSS oder GRASS (1614 – 1619)
STEPHAN REUTTER (1615 – 1652)
MICHAEL ZELLNER (1628 - ~ 1640)
PAUL MOSIS VON KHYRBERG (1655 – 1667)
ARCHVIT SIGMUND SCHWENDTER (1674 – 1690)
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Anzahl im Fichtelgebirge erfasster Epitaphe in Intervallen von 10 Jahren; ausgewertet nach dem Sterbedatum. Quelle: H. Stark, G. Röttger (siehe Literatur).
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