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FALKENSTEIN

Humboldt im Amt Lauenstein

Alexander von Humboldt betritt das zum Bayreuther Fürstentum gehörende Amt Lauenstein am 12. Juli 1792 am Falkenstein. Es ist der Beginn seiner dreiwöchigen "Inspektionsreise" im Auftrag des Ministers Friedrich Anton von Heinitz. Humboldt schreibt:

Ludwigstadt, den 12. Juli 1792
Hinter (Probst-)Zella trat ich heute in das Bayreuthische Amt Lauenstein ein. Ein nackter hervorstehender Fels am Falkenstein bezeichnet die Grenze.[...]


Humboldt besucht zunächst den am Falkenstein liegenden "Stielerschen Hammer". Er hat an diesem jedoch noch ein recht reichhaltiges weiteres Programm: "Müllerscher Kupferhammer" bei Lauenstein, "Dittmarscher Eisenhammer"(heute Unter-Neuhüttendorf) und "Wernershammer" (heute Ober-Neuhüttendorf), ein Dachschieferbruch bei Ludwigsstadt (der heutige Oertelsbruch), die Fuchseisenfabrik, die alte Saigerhütte zu Ludwigsstadt, eine Löffelfabrik und das eingegangene Vitriolwerk in Katzwich bei Ebersdorf und einiges mehr. Humboldt resümiert, dass der Bergbau und das Hüttenwesen im amt Lauenstein eine wichtige Bereicherung für die Krone Preußens sein würde, sobald Streitigkeiten hinsichtlich der Mansfeldischen Lehen (u.a. Kaulsdorf mit dem Roten Berg bei Saalfeld) geklärt sein würden. Dort lagen wichtige Lagerstätten für Eisenstein (Siderit) und Kobalt

Besonders ausführlich beschreibt Humboldt noch am ersten Abend den Stielerschen Hammer.


Der Stielersche Hammer

"Zuerst nahm ich Stielers Hammer am Falkenstein in Augenschein. Er besteht aus dem oberen und unteren Hammer und hat 2 Blauöfen und 2 Frischfeuer. Das Werk, welches, da der Stielersche Konkurs noch schwebt, den Kreditoren gehört, wurde anfangs von dem Berg-Commissair Knieling administriert, und endlich an ihn verpachtet...."

Humboldt beschreibt, dass Knieling überlege, die Pacht aufzugeben oder das Werk zu kaufen, um es an seinen Sohn zu übergeben und um selbst sich ganz dem Bergbau in Naila zu widmen. Er schildert weiter, dass das in Stielers Hammer als auch in den benachbarten Hammerwerken verschmolzene Eisenerz (Eisenstein) aus Kamsdorf stammt. Im weiteren Verlauf des Berichtes schildert Humboldt ausführlich Bau- und Funktionsweise der Blauöfen, macht Angaben zu den erforderlichen Mengen an Kohlen, Flussmitteln, Erz sowie der Menge an damit gewonnenem Roheisen. Was ist ein Blauofen? Ein Blauofen ist eine Weiterentwicklung des Rennofens und ist bereits eine Entwicklungsstufe hin zu den späteren Hochöfen. Für ihren Betrieb werden bereits durch Wasserkraft angetriebene Blasebläge eingesetzt. Die Bezeichnung "Blauofen" leitet sich vom englischen Ausdruck "blow" (blasen) ab, wobei dies eher eine phonetische Übertragung als eine Übersetzung ist. Humboldt lässt sich ausführlich die Funktionsweise und die Vorteile der Blauöfen erläutern. Humboldt beschreibt auch den Stabhammer: "Ein Stabhammer wiegt hier 310-315 Pfund. Die Geschwindigkeit, welche man hier am vorteilhaftesten hält, maß ich auf 90 Schläge in 1 Minute."


Falkenstein (Geschichte bis 1945)

Der Stielers Hammer (auch Schreiders Hammer nach seinem späteren Besitzer) wurde von dem „Oberberg- und Hütteninspekteur“ Stieler 1765 errichtet. Dieser hatte 1757 bereits das Alaun- und Vitriolwerk Katzewich bei Ebersdorf erworben. Zeitweilig pachtete er auch den Wernerschen Hammer. 1766 erbaut Stieler das Blaufeuer, 1768 den Blechhammer und zwei Wohnhäuser. Schon bald gerät Stieler in finanzielle Nöte, das zugesagte Gelder nicht wie erhofft flossen und auch nicht genügend Kohlen zur Verfügung standen.

1775 (oder 1776) stirb Stieler und das Hammerwerk kommt in Zwangsverwaltung in als Pacht in die Hände des Bergkommissarius Knieling.

1799 wurd der vom Fröbershammer in Bischofsgrün stammende Ernst Christian Müller neuer Besitzer. Durch Erlass erhält Müller 1801 „Umgeldfreiheit von dem konsumierenden Bier“, worin sich vermutlich die Rechtsgrundlage für die spätere Entwicklung des Eisenhammers zur Brauerei, Gastronomie- und Hotelbetrieb begründet. Aufgrund des Erlasses errichtet Müller ein Brauhüttengebäude. Schon 1821 existiert ein Lokal mit Biergarten und Kegelbahn (bis 1825).

1809 kauf der vom Schwarzenhammer bei Thierstein stammende Nikol Heinrich Schreiter (Schreider) den gesamten Besitz, bestehend aus den beiden Eisenhämmern, den beiden Wohnhäusern mit Nebengebäuden, das Brauhüttengebäude sowie Grund und Boden). Der Schreiders Hammer erlebt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nun seine Blütezeit.

In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts gehen die meisten Eisenhämmer in der Umgebung ein. Der Eisenhammer in Falkenstein hält sich jedoch bis 1875. Mit dessen Ende wird die vorhandene Brauerei mit dem bestehenden Ausflugslokal unter Isidor Schreider ausgebaut. Diese erleben mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Stockheim – Ludwigsstadt – Probstzella – Eichicht 1885 einen enormen Aufschwung. Nach dem Tod von Isidor Schreider 1897 übernimmt dessen Sohn Karl das Anwesen. Brauerei und Ausflugslokal werden zu einem weit nach Bayern und nach Thüringen hinein bekannten Unternehmen und Ausflugsort.



Falkenstein (Geschichte ab 1945)

Der Niedergang der "Bayerischen Bierbrauerei Karl Schreider" ist mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges besiegelt. Historisch war die alte Landesgrenze Bayern-Thüringen der unter dem Ausflugslokal fließende Steinbach. In einem Grenzabkommen vom 3./4. Juli 1945 zwischen Sowjets und Amerikanern wurde der Grenzverlauf neu geregelt, so dass das gesamte Lokal sowie die Wirtschaftsgebäude der Brauerei Schreider in die amerikanische Besatzungszone fielen (sogenanntes "Bierdeckelabkommen").

Aufgrund der Randlage und des fehlenden Absatzmarktes in Thüringen musste der Betrieb der Brauerei 1968 eingestellt werden. 1987 wurde der Gebäudekomplex der Brauerei abgerissen, 1991 die alte Mühle. Der Gaststättenbetrieb wurde verpachtet und noch einige wenige Jahre fortgeführt.

Nach der Wende erwarb das Ehepaar Lenk das baufällige ehemalige Ausflusgslokal. Heute erstrahlt es als prvat genutztes Wohnhaus als "Villa Falkenstein" in neuem Glanz. Seit 2005 finden hier kulturelle Veranstaltungen stattf.

Am 12. Juli 2019, am 227. Jahrestag der Ankunft Humboldts in Franken, eröffnete der Bayerische Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz in der Villa Falkenstein die GEO-Tour Alexander von Humboldt in Oberfranken.



TIPPS

Steinbach an der Heide

2,5 Kilometer ostsüdöstlich liegt Steinbach an der Heide, zu dem Falkenstein gehört. Das Dorf liegt hoch über dem Tal der Loquitz in einer Senke und bietet teils weite Fernsichten. Prägend ist die alte erhaltene Dorfstruktur und der in der Ortsmitte gelegene Dorfgarten, der in seiner Art einzigartig ist. Anstelle eines Dorfplatzes bildet dieser das Zentrum des Runddorfes.

Burg Lauenstein

Die Burg Lauenstein ist die nördlichste Burg Bayerns. Sie geht in ihrer Anlage bis in das 12. Jahrhundert zurück. Sie wurde 1622 von Markgraf Christian von Brandenburg-Bayreuth erworben und war seitdem Sitz des Amtmannes für das Amt Lauenstein. Heute ist die Burg im Besitz des Freistaates Bayern und kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden.

Thüringer Warte

Die Thüringer Warte ist ein 26,5 Meter hoher Aussichtsturm auf Gipfel des 678 m hohen Ratzenbergs. Der Turm liegt rund 200 Meter von der thüringisch-bayerischen Landesgrenze entfernt. Im Inneren informiert eine Dauerausstellung über die ehemalige innerdeutsche Grenze. Der Trum wurde 1963 errichtet.

Öffnungszeit:
01.04.2018 bis 31.10.2018, täglich 9 bis 17 Uhr.


Kontakt

Stadt Lauenstein
Tourist-Info
Rennsteigregion im Frankenwald
- im Schiefermuseum -
Lauensteiner Str. 44
96337 Ludwigsstadt

Telefon (0 92 63) 97 45 41


Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 13:00 – 17:00 Uhr




Lage Falkenstein


Lage von Falkenstein.
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Orientierungskarte Falkenstein


Standort der Tafel in Falkenstein
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Detailkarte öffnen


Das Anwesen "Villa Falkenstein" im Loquitztal, gesehen vom Falkenstein-Felsen.


Der Dorfgarten im Zentrum von Steinbach an der Heide.


Burg Lauenstein

Steckbrief

Die Infotafel steht unmittelbar vor der Villa Falkenstein. Das Grundstück der Villa Falkenstein ist im Privatbesitz.

GPS: 50.51719, 11.39500

Parken: Vor Ort sind Parkmöglichkeiten nur sehr eingeschränkt vorhanden. Parken Sie am besten an der Fischbachsmühle außerhalb des Parkplatzes der Confiserie Lauenstein.

Weitere lohnenswerte Ziele:
  • Steinbach an der Haide (sehenswertes Dorf mit Dorfgarten anstelle des Dorfplatzes), zu erreichen über den Rundwanderweg ab der Fischbachsmühle (6,5 km)
  • Confiserie Lauenstein
  • Burg Lauenstein
  • Thüringer Warte (Aussichtsturm 26,5 m hoch), zu erreichen über Lauenstein


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