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GOLDKRONACH

Humboldt und das Goldstädtchen

Goldkronach gehört zu den Orten in Oberfranken, in denen Alexander von Humboldt heute wohl noch am gegenwärtigsten ist. So bezeichnet sich das kleine Städtchen vielfach auch als "Humboldt-Stadt". In Goldkronach hat auch der Verein Alexander von Humboldt-Kulturforum Schloss Goldkronach e.V. seinen Sitz. Dessen Anliegen ist es, insbesondere an Humboldts Wirken in Goldkronach von 1792 bis 1795 zu erinnern. Einen Link auf die Internet-Präsenz des Vereins finden Sie weiter unten.

Als Sitz des Bergamtes Goldkronach und die einst reichen Goldlagerstätte am Goldberg hatte Goldkronach besondere Bedeutung für Alexander von Humboldt. Erstmals kam Humboldt am 20. Juli 1792 im Rahmen seiner Inspektionsreise nach Goldkronach. Von hier aus befuhr er die Fürstenzeche und blieb bis zur Weiterreise ins Wunsiedler Revier (20. Juli in Arzberg). Nach seinem offiziellen Dienstantritt im Oberbergdepartement Ende Mai 1793 war Goldkronach Ziel von Humboldts erstem Geländebesuch. Hier hält er sich im Juni mehrere Tage auf. Sein Quartier ist die alte Quickmühle (Amalgamiermühle) in Goldmühl. Von dort schreibt er am 10. Juni 1793 seinem Freund Carl Freiesleben:

"Ich komme eben aus der Grube. Ich bin 2 Meilen geritten und an 3 Stunden auf der Fürstenzeche gefahren, wundern Sie Sich also nicht, liebster Freiesleben, wenn ich Ihnen einen verworrenen Brief schreibe. Mit dem Bergbau geht alles schneller, als ich dachte. [...] In bin seit wenigen Tagen hier, um den eingestellten Bau auf der Fürstenzeche [...] vorzurichten. Das allgemeine Vertrauen, welches der gemeine Bergmann mir übberall zeigt, macht mir meine Arbeit lieb, denn sonst ist meine Lage sonderbar genug, ich thue eingentlich Dienste als Geschworener, nicht als O[ber]bergmeister. Von meinen Vorrichtungen schriebe ich Ihnen jezt nichts. Ich bin zu müde, die Hitze ist unerträglich und die Grubenwetter matt.[...] Die alte Mühle, die ich bewohne, war eine Quikmühle schon im 13ten Jahrhundert. Die Zoppte stürzt sich wild durch die Felsklippen durch. Wenn es glükken sollte, die ausgewanderten Bergleute wiederzurufen, dieser romantischen Gegend nur einen kleinen Theil ihres alten Glanzes wiederzugeben ..."


Humboldt-Orte in Goldkronach und unmittelbarer Umgebung

Die alte Mühle in Goldmühl

In den Jahren 1793 und 1794 diente die ehemalige Quickmühle in Goldmühl (heute Ortsteil von Bad Berneck) Alexander von Humboldt als Quartier. Die Mühle wurde um 1557 (nicht wie Humboldt schrieb "schon im 13ten Jahrhundert") als Schneidsäge mit sechs Wasserrädern erbaut. Die Wasserräder trieben ein Pochwerk, eine Mahlmühle und Blasebälge für eine Schmelzhütte an. In den ersten Jahren diente sie auch als Amalgamierwerk ("Quickmühle"), d.h., aus dem durch das Pochen zerkleinerten Erz wurde das Gold mit Hilfe von Quecksilber herausgelöst. Mahl- und Quickmühle arbeiteten bis 1563, danach wird die Mühle zunächst nur noch als Schmelzhütte betrieben, kommen eine Drahtzieherei (um 1600) und eine Getreidemühle (1689) hinzu (Holl & Schulz-Lüpertz 2012). Das heutige Wohnhaus stammt von 1769 (dem Geburtsjahr Humboldts!) und wird als solches noch heute privat genutzt. Die neben der Haustür angebrachte Gedenktafel sehen Sie nebenstehend.

Hotel "Alexander von Humboldt" (vormals Gasthaus "Zum weißen Schwan")

Das heutige Hotel steht an dem Ort, an dem zu Humboldts Zeit das Haus des Musikus und Handelsmannes Johann Georg Todschinder stand. In diesem hatte Humboldt möglicherweise seinen Amtssitz. Daran erinnert die an der Fassade angebrachte Gedenktafel:

"An diesem Platze stand das Haus, in welchem Alexander von Humboldt in den Jahren 1792 - 1795 als koenigl. Preußischer Bergamtsassessor und Oberbergmeister zeitweilig amtierte"

Ganz sicher belegt ist dies jedoch nicht. Das heutige Hotelgebäude wurde nach dem großen Stadtbrand von 1836 errichtet. Diesem Brand waren viele Gebäude des Ortes zum Opfer gefallen. Ursprünglich hieß das hier untergebrachte Gasthaus "Zum weißen Schwan". Es wurde im Jahr 1868 in einem Festakt in "Alexander von Humboldt-Hotel" umbenannt.

Ehemaliges Forsthaus (heute Goldbergbaumuseum)

Das heutige Goldbergbaumuseum an Durchgangsstraße (Bayreuther Straße 21) trägt im Wappenrelief über der Eingangstür die Jahreszahl 1740. In ihm befand sich zu Zeiten Humboldts (bis in die heutige Zeit) eine Forstdienststelle. Oberförster war damals Adolph Ferdinand Böhner, Schwiegervater von Georg Friedrich Püttner (Büttner bei Humboldt). Dieser war einer der Freiberger Kommilitonen von Humboldt. In einem Brief vom 11. Juli 1793 an einen anderen Freiberger Studienfreund, den Russen Vladimir Jurevič Sojmonov, erwähnt Alexander von Humboldt, dass er bei Böhner den gemeinsamen Studienfreund Püttner getroffen habe. Vielfach wird erwähnt, Humboldt hätte in dem Haus auch kurzzeitig gewohnt. Dies geht aus dem erwähnten Brief jedoch nicht hervor. Dort schreibt Humboldt von Forstmeister Böhner, in dessen Nachbarschaft er wohne.

Ein Besuch des Goldbergbaumuseums sollte man nicht versäumen. Es ist zurzeit allerdings nur von April bis Ende November an Sonn- und Feiertagen von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Neben der Geologie und Bergbaugeschichte im Raum Goldkronach beinhaltet das Museum auch einen eigenen Raum zu Alexander von Humboldt.

Einstiges Wohnhaus Marktplatz 11 (heute Bäckerei)

Dort wo heute auf der Nordseite des Marktplatzes ein Gebäude mit einer Bäckerei besteht, stand bis zum Stadtbrand von 1836 das Wohnhaus des Schichtmeisters, Bergverwalters und Knappschaftsschreibers Christian Ernst Tornesi. Dieser wohnte hier mit seiner Familie in den Jahren von 1738 bis 1754. Christian Ernst Tornesi kam 1731 aus dem Unterharz nach Goldkronach. Am 7. April 1748 wurde hier als eines von neun Kindern sein Sohn Otto Heinrich Tornesi geboren, der später ein geschätzter Kollege von Alexander von Humboldt und 1798 dessen Nachfolger im Oberbergdepartement werden sollte (siehe dazu weiter unten). Die ganze Familie siedelte 1754 nach Bayreuth über. Christian Ernst Tornesi war dort zum Inspektor und Verwalter für das Zucht- und Arbeitshaus in St. Georgen berufen worden. Dem Zuchthaus war eine Marmorfabrik angeliedert, in dem die Häftlinge arbeiten mussten und die Tornesi ebenfalls leitete.

Nationales Geotop Goldberg mit Besucher-Bergwerken und Humboldt-Weg

Seit 2019 gehört der Goldberg bei Goldkronach, das Zentrum des einstigen Goldbergbaus, zu den Nationalen Geotopen Deutschlands. Zu verdanken ist dies seiner montanhistorischer Bedeutung, auch im Hinblick auf das Wirken Alexander von Humboldts, und der dort vorhandenen Infrastruktur. Zwei Besucherbergwerke und der bergbaukundliche Wanderweg entlang zahlreicher Zeugnisse des Bergbaus ("Humboldt-Weg") laden zu einem Besuch ein. Verlauf des Humboldtweges und Öffnungszeiten der Bergwerke finden Sie weiter unten.

Schloss Goldkronach und Humboldt-Kulturforum

Das Goldkronacher Schloss ist ein ehemaliges Ritterschloss aus dem 16./18. Jahrhundert. Es ist heute in Privatbesitz und Sitz des Alexander-von-Humboldt Kulturforums. Eine kleine Sonderausstellung zu Alexander von Humboldt sowie die von Hans Dressel (†) stammende Humboldt-Büste können bei Veranstaltungen der Kulturforums oder Führungen des GEOPARK Bayern-Böhmen besichtigt werden.



TIPPS

Humboldt-Weg und Besucher-Bergwerke

Der rund sechs Kilometer lange Rundweg führt auf Waldwegen und -pfaden, innerorts auf befestigten Wegen, vorbei an vielen ehemaligen Zeugnissen des Bergbaus seit dem Mittelalter. Startpunkte sind am Infohaus zu den Besucher-Bergwerken auf dem Goldberg, am Parkplatz des Friedhofes, am Wanderparkplatz in Brandholz. Auch der Start in Goldkronach am Marktplatz ist empfehlenswert (Wegstrecke ca. zwei Kilometer länger). Dieser beginnt am Marktplatz und führt ca. 100 Meter nach der Bäckerei am Marktplatz 11 in Richtung Sichersreuth bzw. am Ende der Stadtkirche über einen Wanderpfad zunächst zum Parkplatz am Friedhof (eine Abkürzung direkt auf die Straße an der Ottenleite ist möglich).


Goldbergbaumuseum

Öffnungszeiten:
April bis Ende November Sonn- und Feiertage, 13 bis 17 Uhr
Für Gruppen sind gesonderte Termine möglich.
Kontakt:
Klaus-Dieter Nitzsche
Kirchgasse 3 | 95497 Goldkronach
Telefon (0 92 73) 9 61 46
E-Mail: kontakt [at] goldbergbaumuseum.de


Weblinks (externe Links)

Kulturforum Alexander von Humboldt Schloss Goldkronach
www.humboldt-kulturforum.de

Goldbergbaumuseum Goldkronach
www.goldbergbaumuseum.de


Kontakt

Stadt Goldkronach
Tourist-Information im Rathaus
Marktplatz 2 | 95497 Goldkronach
Telefon (0 92 73) 98 40
Fax (0 92 73) 9 84 20
E-Mail: poststelle(at)goldkronach.bayern.de
Internet: www.goldkronach.de




Lage Goldkronach


Lage von Goldkronach
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Orientierungskarte Goldkronach


Standort der Tafel in Goldkronach
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Wo ist Humboldt?

Bislang wird davon ausgegangen, dass Humboldt nach dem 3. August 1792 nach Bayreuth zurück gekehrt sei (z.B. Kühnert 1959). Bis zum Eintreffen des Ministers Heinitz zum Ende des Monats solle er sich seinem Bericht gewidmet haben. Danach sei die gemeinsame Bereisung zusammen mit den Ministern Heinitz und Hardenberg durch die Bergbaureviere des Fichtelgebirges erfolgt.

Ein Bericht in der "Bayreuther Zeitung" vom 27. August 1792 zeichnet jedoch ein anderes Bild. Danach traf Minister Heinitz - von Karlsbad kommend - bereits am 10. August 1792 in Alexandersbad ein. Minister Hardenberg stieß am 13. August hinzu. Beiden wurde am gleichen Abend in Wunsiedel ein öffentlicher Empfang durch 150 Berg- und Hüttenleute mit Fackelzug und Gesängen geboten. Am 14. und 15. August bereisten die beiden Minister die Bergbaureviere von Göpfersgrün, Thiersheim, Arzberg und Holenbrunn, um dann über Wunsiedel ins Goldkronacher Revier weiterzureisen.

Nachdem es der Auftrag an Alexander von Humboldt war, die Insepektionsreise des Ministers Heinitz vorzubereiten, wird die zuvor genannte Bereisung die von Humboldt vorbereitete sein. Als junger Assessor findet Humboldt im Bericht der Zeitung natürlich keine Erwähnung, wird mit Sicherheit aber an dem Empfang anwesend gewesen sein und die Befahrung geleitet haben. Kühnert (1959) schreibt:

"Wahrscheinlich hat die Inspektionsreise, die Heinitz nun in Begleitung von Hardenberg, Humboldt und Tornesi durch die beiden Fürstentümer Bayreuth und Ansbach antrat, nur wenige Tage gedauert."

Der Bericht in der Bayreuther Zeitung stützt diese Annahme. Lesen Sie den Wortlaut des Berichtes in ganzer Länge hier. Jetzt aufrufen.


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