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LUDWIGSSTADT

Humboldt und der Schiefer

An seinem ersten Tag im Amt Lauenstein, am 12. Juli 1792, besichtigte Alexander von Humboldt auch den Dachschieferbruch bei Ludwigsstadt. Dieser war damals jedoch nicht in Betrieb. Bei seiner Weiterreise am folgenden Tag in das Stebener Revier besuchte Humboldt die Schieferbrüche bei Lehesten und kam zu dem Schluss, dass die Lehestener Dachschiefer in der gleichen geologischen Formation liegen würden, wie die Ludwigsstädter. Er sah in einer Wiederaufnahme der Ludwiggstäder Brüche großes Potenzial für die wirtschafltiche Entwicklung im Amt Lauenstein. Der Oertelsche Dachschieferbruch gehört heute zu den "100 schönsten Geotopen" von Bayern.


Der Dachschieferbruch bei Ludwigsstadt (Oertelscher Bruch)

Der von Alexander von Humboldt bei Ludwigsstadt beschriebene Dachschieferbruch liegt am Edelhof, ca. einen Kilometer westlich von Ludwigsstadt. Nach seinem späteren Besitzer Ernst Oertel wird er heute als "Oertelscher Bruch" bezeichnet - nicht zu verwechseln mit dem Oertelsbruch bei Schmiedebach.

Eröffnet wurde der Dachschieferbruch 1779 als Dach- und Tafelschieferbruch. Der dortige Schiefer ist von guter Qualität, d.h., er spaltet gut und ist aufgrund eines nur geringen Pyrit-Gehaltes nicht "nägelfressend". Allerdings wurde der Abbau dadurch erschwert, dass die abbauwürdigen Lager in den Berg einfallen und daher große Abbraummengen anfielen. Ein Untertage-Abbau war zur damaligen Zeit - auch später als Eugen Oertel den Bruch erwarb - technisch noch nicht möglich. Humboldt hatte daher die Anlage eines neuen Bruches in einem anderen Tal vorgeschlagen. Aufgrund der Schierigkeiten beim Abbau erwarb Eugen Oertel verschiedene kleinere Brüche zwischen Lehesten und Schmiedebach (ebenfalls in der Folge als "Oertelscher Bruch" bezeichnet. Dieser entwickelte sich zur Wende des 19./20. Jahrhunderts zum größten Schieferbruch des europäischen Kontinentes.

Humboldt und sein Einsatz für den Ludwigsstädter Schiefer

Alexander von Humboldt sah in einer Wiederbelebung des Ludwigsstädter Schieferabbaus eine Möglichkeit, den Zustand des Bergbaus und Hüttenwesens im Amt Lauenstein zu verbessern. Dies geht nicht nur aus seinem Befahrungsbericht von 1792/1793 hervor, sondern auch aus Dokumenten "den Betrieb des Dachschieferbruches bey Ludwigstadt betreffend, 1794 - 1802". In einem Schreiben vom 10. März 1794 an den König bittet Humboldt um ein Darlehn von 50 Gulden, um mit einer neuen Gewerkschaft den Bruch wiederzuleben. Darin heißt es:

Kaulsdorf auf Nailaer Revier den 10. März 1794
Der Oberbergmeister v. Humboldt bittet allerunterthänigst um ein Darlehen von Fünfzig Gulden zur Aufnahme des Dachschieferbruches bey Ludwigstadt.

Euer K.M. habe ich gewagt schon mehrmals den traurigen und nahrungslosen Zustand des Amtes Lauenstein allerunterthänigst vorzustellen. Von der Natur stiefmütterlich behandelt, unfähig sein eigenes Bedürfen an Korn und Fleisch zu befriedigen, kann es sich durch die Industrie seiner Bewohner doch kaum vor der Furcht einer allmäligen Verarmung sichern.

[...] Bey solchen Verhältnißen habe ich es mir zur Pflicht gemacht, solange mir die Direktion des Bergbaues in hiesigen Fürstenthümern anvertraut ist, wenigstens von meiner Seite alle Mittel aufzubieten, welche den Wohlstand der dürftigen, aber arbeitssamen hiesigen Volksklaße vermehren kann. [...] In der Nähe der Stadt Ludwigstadt wurde ehemals ein Dachschieferbruch betrieben, der einen dünnen, nicht Nägel freßenden sehr tauglichen Schiefer lieferte [...] und ein ansehnliches Gewerbe veranlaßte.

[...] Die widrigen natürlichen Verhältnisse des Bruchs / da die Schiefer ausfallen / mehr aber noch die völlige incuria der Nailaer Bergbeamten waren daran Schuld, daß die Gewerken ihr Unternehmen mit einem ansehnlichen Verluste aufgaben.

[...] Das Dekken mit Schindeln ist strenge verboten, Thon zu tauglichen Ziegeln ist nicht vorhanden und das Lehestener und Wurzbacher Produkt steigt bei abnehmender Güte jährlich im Preise, Ursache genung um zu dem Ludwigstädter Schieferbruch zurückzukehren!

Der Amtmann Fränkel zu Lauenstein, dessen unbegrenzte Thätigkeit und dessen Verdienst um den zunehmenden Gewerbefleiß der Unterthanen E.K.M. hinlänglich bekannt sind, will daher seinen bisherigen Verlust von ein paar Hundert Gulden gern verschmerzen, und mit einer neuen Gewerkschaft zusammentreten. Diese neue Gewerkschaft von dem Bergamte geleitet bedarf aber mäßig angeschlagen, eines Vorschußes von 150 fl. zur Aufnahme des Schieferbruchs.

Der kleine Fond an Bergbau-Hilfsgeldern der Nailaer Revier, von denen der Fried. Wilhelm Erbst.[ollen], die Königszeche betrieben werden soll, macht es mir unmöglich, mehr als 100 fl. für Schieferbrüche zusammenzubringen. 50 fl. denke ich aus dem Stücketat bis 1. Jan. 1794 und 50 fl. aus dem Etat 1794/5 zu bringen.

Darf ich es daher wagen E.K.M. noch um einen Zuschuß von fünfzig Gulden extra aus dem fond ad extraortinaria [Sonderfond] aller unterthänigst zu bitten.

Wird unser Unternehmen begünstigt, so wird die neue Gewerkschaft die 50 fl. in der Folge, doch unverzinst, herausgeben.

Kaulsdorf, d. 10. März 1794
A. v. Humboldt"


1798 wird der Abbau aufgrund der widrigen Abbauverhältnisse jedoch an anderer Stelle fortgesetzt. Diese liegt im Bereich der kleinen Baumgruppe links der heutigen Skilift-Trasse auf dem Anwesen Rosengasse 13. Da dieses Schieferlage jedoch bereits einer höheren geologischen Stufe im Kulm angehört und nicht so mächtig wie die Lehesten Vorkommen ist, wurde der Abbau hier auch bald wieder eingestellt.

Auch am Eisenberg liegen heute größere ehemalige Dachschiefergruben (u.a. Ferdinand- und Liebesbruch). Diese wurden um 1830 in Betrieb genommen. Die abgebauten Schiefer gehören der gleichen geologischen Formation wie die Lehestener Schiefer an.



TIPPS

Deutsches Schiefertafelmuseum Ludwigsstadt

Ludwigsstadt war eines der Zentren der Schiefertafel-Fabrikation in Deutschland. Daran erinnert das 1981 Gründung zunächst in Steinbach an der Heide gegründete Museum, das sich seit 1993 in einem ehemaligen Fabrikgebäude direkt an der B 85 in Ludwigsstadt befindet. Zur Zeit gibt es die folgenden Dauerausstellungen: Geologie im Raum Ludwigsstadt und Thüringen, Geschichtliches zum Schieferbergbau, Arbeit im Schieferbruch, Arbeit in den Spalthütten, Schiefertafel- und Schiefergriffelherstellung, Wetzsteingewinnung aus Schiefer, Schieferwerksteine und elektrotechnische Isolierplatten aus Schiefer, Grabsteine und Kunstgewerbeartikel aus Schiefer, Schiefer als Rohstoff für die Industrie, Schieferdeckhandwerk, Sozialgeschichte der Schieferindustrie.

Internet: www.schiefermuseum.de

Geotop: Dachschieferbruch Oertelsbruch am Trogenbach

Das Geotop gehört zu den "100 schönsten Geotopen in Bayern".

Lesen Sie Informationen hierzu auf den Internetseiten des Landesamtes für Umwelt hier.

Geopfad Eisenberg

Geopfad im Geopark Schieferland im Naturpark Frankenwald, Länge: ca. 5,5 km, Start am Schiefermuseum Ludwigstadt.




Schieferpark Lehesten

Der Thüringische Schieferpark Lehesten ist ein historischer Schiefertagebau und ein technisches Denkmal mit einer Fläche von etwa 105 Hektar. Dort wurde zunächst in mehreren kleineren Brüchen seit etwa 1300 Schiefer abgebaut. Der sogenannte "Staatsbruch" war bis 1999 im Abbau. Dieser war einst einer der größten Schieferabbaue Europas, der seit 1920 staatlich betrieben wurde. Hier arbeiteten zeitweilig bis zu 2.500 Beschäftigte. Seit 2001 ist der "Staatsbruch" Naturschutzgebiet. Nach Beendigung des Schieferabbaus 1999 gründete die Vereinigte Thüringer Schiefergruben GmbH den heutigen Schieferpark Lehesten als Technisches Denkmal. Angeboten werden Hotel- und Ferienwohnungen, Führungen durch die denkmalgeschützten Industriegebäude sowie Vorführungen des historischen Schieferabbaus und die Bearbeitung des Schiefers. Ein Teil des Geländes ist jederzeit frei zugänglich. Mit Geopfad "Historischer Schieferabbau in Lehesten".


Kontakt

Stadt Lauenstein
Tourist-Info
Rennsteigregion im Frankenwald
- im Schiefermuseum -
Lauensteiner Str. 44
96337 Ludwigsstadt

Telefon (0 92 63) 97 45 41


Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 13:00 – 17:00 Uhr




Lage Schiefermuseum Ludwigsstadt


Lage von Ludwigsstadt.
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Orientierungskarte Ludwigsstadt


Standort der Tafel in Ludwigsstadt
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Detailkarte öffnen


Oertelsbruch in der bayerischen Uraufnahme von 1808-1864. © Bayerische Landesvermessungsverwaltung


Lageplan des Oertsbruch und des Ferdinand- bzw. Liebesbruch. Grundlage: © Bayerische Landesvermessungsverwaltung


Der Oertelsbruch bei Ludwigsstadt in einer Zeichung von Gümbel (um 1862).


Der Schieferpark Lehesten.

Steckbrief

Die Infotafel ist am Gebäude des Schiefermuseums befestigt (unmittelbar vor dem Eingang).

GPS: 50.48885, 11.38481

Parken: Parkplätze gegenüber dem Schiefermuseums

Humboldt-Orte und Ziele in der Nähe:
  • Oertels-Schieferbruch (eines von Bayerns schönsten Geotopen)
  • Schallersbruch mit Aussichtsplattform
  • Geopfad Eisenberg
  • Schieferpark Lehesten

QR-Code für GPX-Daten Geopfad Eisenberg


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